Sonntag, 8. Februar 2015

Letzter Abend am Tobasee








Wir fahren mit dem Boot rüber, um auf dem „Festland“ zu übernachten. Wir gehen in den nächsten Warung (Beiz), um Tuag zu trinken, ein alkoholartiges Getränk aus Palmensaft, sehr bitter, gewöhnungsbedürftig, etwa soviel Alk wie im Bier. Thomas schwärmt von Tuag: Kein anderes Getränk ist so natürlich, hat so viele Mineralien und ist so gut für die Verdauung wie dieser „Dschungel-Juice“. Bald mal kommen Batak-Männer. Wir verstehen uns kaum, aber es gibt bald eine prächtige Stimmung, einer kommt mit Gitarre und singt Batak-Lieder, das heisst mit Inbrunst, einige singen mit, mehrstimmig.
Ein Soldat kommt hinzu. Er will meine Sonnenbrille. Ich sagte nein, weil ich brauche sie noch in Bangkok. Er fragt ein zweites Mal. Ich gebe sie ihm. Er ist total glücklich.
Die Nacht bricht herein, ich schmiere mich ein mit Antimückensalbe. Eine Frau sieht das, kommt herbei und will auch davon. Das macht sie glücklich. Offenbar hat sie Knieschmerzen und meint, die Salbe würde ihr helfen. Ich gebe ihr die Salbe.
… So geht das immer: Du sitzt irgendwo ab, und du bist ein Mitglieder der Familie. Das haut dich um: diese Herzlichkeit, diese Offenheit.
Das haut dich um, diese Neugier, diese Fröhlichkeit, Unbekümmertheit, Lachen und Glücklichsein ohne irgend etwas.
Das haut dich um: diese materielle Armut und dieser Reichtum an Menschlichkeit und Zeit … und dieser Reichtum an Natur, dieser Dreck um dich herum und diese Schmuddeligkeit des Tisches und des Stuhles und diese Aromen und Düfte von herrlichsten Gerichten und dieser Gestank gleich vor dem Haus im Abwassergraben und der Müll hinter dem Haus, auf und neben den Strassen – überall, diese Scheisse und Dreck vor der Türschwelle und die Sauberkeit der Menschen. Diese Lebendigkeit und Geschäftigkeit auf den Märkten, dieses Chaos auf den Strassen und diese Ruhe am Tobasee. Dieses Durcheinander von Menschen Tieren Autos, Motorräder, diese …


… Das war meine eindrücklichste, schönste Reise. Ich sah, was das Leben lebenswert und spannend machte. Möglicherweise lernte ich etwas. Ein 5-wöchiger Intensivkurs in Sachen Offenheit und Herzlichkeit. Bis zum letzten Abend.





Und dann ...das was ich zuweilen vermisst habe: wieder zuhause.
















... und wenn man in den Himmel schaut, ist jede Gegend sehr ähnlich. 

Donnerstag, 5. Februar 2015

Die Story von Rika und Desmond

Rika mit Ratna und Thomas






Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigte kürzlich: Frauen können Privates, Persönliches, ein Geheimnis nur 32 Min. für sich behalten. Ich las das im Internet, also in der Realität, also stimmt es. 
Das ging mir durch den Kopf, als Rika mir ihre Geschichte erzählte:

Rika ist eine Mathematiklehrerin aus Wien, Desmond ist der „Manager“, des „Resorts“ auf Tailana, ein schwierig einzuschätzender Eingeborener. Ratna: "This guy is no good“. Vor 3 Monaten besuchte Rika erstmals Tailana und verliebte sich in Desmond. Für 5 Wochen ging sie zurück zu ihrer Arbeit, und kam kürzlich zum zweiten Male wieder zu Desmond/nach Tailana zurück. Sie hilft jetzt mit auf Tailana und investiert in bessere Infrastuktur.
Desmond ist verheiratet und hat Kinder. Er habe seine Frau nie geliebt. Seine Frau habe ihm eine Schwangerschaft vorgetäuscht, worauf er sie geheiratet habe.
Rika möchte, dass sich Desmond sich von seiner Frau scheidet (nach so kurzer Zeit!). Das erzählte Desmond seiner Frau. Die Frau soll Rika als zweite Frau akzeptiert haben (Thomas: in Aceh kann ein Mann bis zu 6 Frauen heiraten), aber scheiden lassen wolle sie sich nicht.
… Ich finde diese Geschichte schon allerhand. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Ein trojanisches Pferd der Augenwischerei.

Rika hat noch nicht entschieden, alle ihre Freundinnen in Wien schütteln den Kopf über ihr Abenteuer. Ratna: „ Hey Rika! Open your eyes!“.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Auf Tailana

Dieser multifunktionelle Esstisch war nachts mein Bett

Das Restaurant des "Resorts"

Tailana mit 4 Bungalows

Unser Bootsführer, dessen Name ich vergessen habe, wahrscheinlich der glücklichste Mensch auf Erden, wahrscheinlich auch immer mehr oder weniger bekifft.
Markus aus der Schweiz, verheiratet mit einer Indonesierin. Will hier irgendwo ein Resort aufbauen mit Diving Center.


Dienstag, 3. Februar 2015

Auf Pulau Banyak

Dutzende von paradiesisch schönen Inseln, ein Bildersaal der Schönheit der Natur. Auf zwei grösseren Inseln hat es zwei Fischerdörfer. Auf vier Inseln gibt es je ein Resort.

Die Insel Tailana umwandert man in 30 Minuten, Sandstrand, Korallenreste Kokospalmen. Das Resort besteht aus einem Warung (eine Art Beiz mit Betonboden und Dach aus Palmblättern für Schatten) und vier Bungalows. Sie waren besetzt von vier Pärchen, einem schottischen, einem schweiz-indonesischen, einem schweiz-deutschen und einem französischen Pärchen. Das heisst, alle Bungalows waren besetzt. Ratna und Thomas durften im Raum des Beizchens schlafen. Ich schlief auf dem Esstisch, weil ich wollte nicht ihre Matrazen am Strand in den Sand legen. In der Nacht ist es ziemlich feucht. Auch hatte ich Angst vor Sandflies.






Montag, 2. Februar 2015

Jam karet - Gummizeit - unterwegs nach Pulau Banyak





Wir sind auf dem Weg nach Pulau (Inseln) Banyak (viele).
Uns wurde gesagt die Fähre starte am frühen Morgen. Am Ticketschalter war die Zeit angekündigt auf 10.00. Der Ticketverkäufer teilte uns mit, sie fahre um 11.00. Sie fuhr dann 13.30 … das ist die Normalität, das ist hier das Zeitmass, immer wieder, so ist es hier. 10.00 das ist ja wie 13.30.
Diese Zeiteinheit heisst „jam karet“, „Zeit Gummi“, also „Gummizeit“.
Anderes Beispiel: Ich lernte mit Thomas indonesisch.
Ich: „Wo fährt der Bus nach Medan – Di mana ada bis ke Medan?
Thomas: „Richtig“
Ich: „Wann fährt der Bus nach Medan – Jam berapa bis yang pergi ke Medan?“
Thomas: „ Das it eine völlig sinnlose Frage, weil du kriegst eine völlig sinnlose Antwort“
Ich: „ Aha, haha, richtig, brauch ich nicht zu lernen“.

Thomas: „Die Antwort, die du kriegst wäre wohl:
Sebentar = gleich à sofort bis 3 Stunden
Nanti = später à eventuell noch heute, vielleicht erst in den nächsten Tagen wieder
Sudah = Schon; schon weg, vielleicht auch nicht.“
4 Std. Fahrt vom Festland (wenn man Sumatra so nennen darf) in ein Fischerdorf auf einer grösseren Insel.


Von dort 30 Minuten durch eine traumhafte Inselwelt nach Tailana

Fischerboot

Reisen mit glücklichen Menschen färbt ab.
Fischerdorf auf Pfählen als unsere Zwischenstation

Sonntag, 1. Februar 2015